Langsur und Berlin – was haben diese beiden Orte gemeinsam? Natürlich, ihre herausragenden Laufveranstaltungen. Das ist nicht vergleichbar? Doch, zumindest am Samstag. Die Situation vor dem Start des 21. Deulux-Laufes erinnerte mich sehr an den Berlin-Marathon 2010.
Auch damals hatte der Himmel alle Schleusen geöffnet. Auch damals war es nur eine Frage von Minuten, bis die Hightech-Laufbekleidung formlos vor den Wassermassen kapitulierte. Und die wärmende und sichtbare Dampfwolke, die so ein Knäuel von mehreren Hundert Menschen erzeugt, kann an diesem nassen Tag auch an der Sauer beobachtet werden.
Mehr als 300 Starter, die gemeldet hatten, haben angesichts der Wetterprognose gekniffen. Dennoch absolvieren am Ende 1668 Läuferinnen und Läufer die Wasserschlacht 2012, den ersten verregneten Deuluxlauf überhaupt.
Einer der Absager ist leider auch mein Lauffreund Christoph, der sich eine dicke Erkältung eingefangen hat. So kutschiere ich also mit Anne und Rudi nach Langsur, als der Regen einsetzt. Obwohl die Veranstalter von der LG Langsur in Richtung Eifel einen P&R-Bus einsetzen, sind an einem solchen Tag alle nur erdenklichen Abstellmöglichkeiten für Autos sehr begehrt. Einige 100 Meter von Mehrzweckhalle und Ortskern entfernt finden wir ein Plätzchen und machen uns gut gelaunt auf den Fußweg zum Herdenauftrieb.
Da ich schon am Vorabend für Anne und mich die Startnummern organisiert habe, ich musste einige Werbebanner für das Laufportal in die Halle bringen, ersparen wir uns das Gedränge bei der Anmeldung und steuern direkt den Gemeindesaal an, der als Umkleide und zur Taschenaufbewahrung genutzt wird.
Auf dem Weg spricht uns Jens an, ein Mitglied der Laufbloggemeinde, der sich mit einem strengen Trainingsplan bereits jetzt auf einen Marathon im kommenden Frühjahr vorbreitet. Da ich eh als Tempomacher für Rudi agieren will, biete ich ihm an, sich uns anzuschließen. Ziel: eine 43er-Zeit.
Rudi hat inzwischen auch seine Startnummer. Es gießt in Strömen, und so warten wir in dem Saal bis zehn Minuten vor dem Start. Zeit genug, um meinen neuen Laufchip einzufädeln. Meinen alten habe ich wohl in der Schweiz liegen lassen. Ärgerlich! Dann nutzen wir die bekannten Schleichwege, um nicht zu weit hinten in dem riesigen Läuferfeld ins Rennen gehen zu müssen. Anne will es lieber gemächlich angehen. Sie macht ihre eigenen Beobachtungen und beschreibt diese in ihrem Blog Weinbergschnecke. Wir werden uns nach dem Lauf auf der Tribüne der Mehrzweckhalle treffen.
15 Uhr: Startschuss! Die ersten 500 Meter durch den Ort sind wie immer ein Hindernislauf. Warum sich immer so viele langsame Läufer so weit vorne in das Feld einordnen, bleibt ein ewiges Geheimnis. Erst als wir aus dem Ort hinaus laufen wird es etwas besser.
Es ist zwar nass, aber dank Windstille nicht kalt. Die erste Verpflegungsstation lasse ich wie viele Läufer dank der hohen Luftfeuchtigkeit rechts liegen. Es geht zunächst auf deutscher Seite auf Radweg und Straße flussaufwärts. In Mesenich wartet die erste Musikkapelle und macht dem Läufertross Beine. Trotz des Regens feuern viele Zuschauer die bemitleidenswert nassen Kreaturen an. Rudi hält gut Kontakt. Jens läuft etwas voraus. Wir treffen Mario aus Sirzenich und freuen uns auch, als wir Holger treffen, einem Gelegenheitsgast unseres Samstagslauftreffs. Beide bleiben allerdings schnell zurück angesichts des Tempos zwischen 4:15 und 4:20, mit dem wir unterwegs sind.
Unter der Autobahnbrücke hindurch geht es weiter bis Metzdorf, wo der im Gleichschritt der Läufer schwingende Holzsteg den Wechsel auf die Luxemburger Seite markiert. Auf der rutschigen Brücke und der engen Kehre danach ist Vorsicht angesagt, aber zumindest im Läuferfeld um mich herum gibt es keine brenzligen Situationen.
Rudi hat inzwischen etwas abreißen lassen. Immer wieder blicke ich mich um, nehme etwas Tempo heraus. Als er bei Kilometer 6 nicht mehr zu sehen ist, halte ich an – auch auf einem 10er lassen sich Fotos machen – bis er herangelaufen ist. „Auf geht’s!“ All meine Motivationskünste versagen. Zu schnell, zu wenig Training. Er schickt mich nach vorne zu Jens.
Der hat nicht nachgelassen und natürlich inzwischen einen ordentlichen Vorsprung. Mal sehen was geht: Die weiteren Kilometer laufe ich im GA2-Bereich. An der Brücke nach Langsur, etwa 500 Meter vor dem Ziel, bin ich bis auf zehn Meter zu Jens aufgelaufen. Aber er zieht nun auch an. Offenbar wirkt sein Trainignsprogramm. Er ist nicht einzuholen. Dennoch laufe ich noch an etlichen Startern vorbei. Das sieht auf den Fotos von Holger Teusch einigermaßen angestrengt aus. War es auch.
42:40 handgestoppt im Ziel. Offiziell 42:38. Meine Pacemaker-Funktion hätte ich wunderbar erfüllt, wenn …
Die Erlebnisdusche im Darkroomzelt der Feuerwehr wäre wieder einen eigenen Bericht wert. Noch heftiger ist das Gedränge von nackten und halbnackten Männern in der zum Umkleide umfunktionierten Feuerwehrgerätehaus. Wer hier überleben will, lässt die Kamera in der Tasche.
Und dann zum Finishersekt auf die Tribüne der Festhalle. Von dort lässt sich bald auch die lange Zeremonie der Siegerehrung für alle Altersklassen und auch noch für die Bitburger-Laufcupserie gut verfolgen, die das Siegerpodest einem Dauerbelastungstest unterzieht. Viele Freunde sind hier, Bekannte, Partner von anderen Läufen. Es gibt gute Nachrichten: Der Hochwald-Marathon wird auch 2013 stattfinden. Die LG Meulenwald plant eine neue Veranstaltung. Und alle sind guter Laune.
Wir treffen Anne, die über ihre gute Zeit zu recht froh ist. Auch Marcel ist endlich da. Er war mit Bettina gelaufen, in einer für ihn kaum erwähnenswerten 52er Zeit. Immer wieder applaudieren wir den Siegern und Platzierten der einzelnen Altersklassen. Flo Neuschwander hat in einer unglaublichen Zeit von 30:51 gewonnen. Die junge Linda Betzler, eine meiner Lieblingsläuferinnen, hat bei den Frauen dominiert: 37:44. Die drei Männer, die in der M80-Klasse gelaufen sind, haben leider schon die Heimreise angetreten.
Der Deuluxlauf in Langsur hat einen eigenen Zauber. Das zeigt sich auch in diesem Jahr. Aber warum immer wieder so viele Frauen und Männer an die Sauer kommen, ist schon ein Geheimnis. Ich vermute, weil es so etwas wie der Abschluss des Wettkampfjahres ist.
Der Silvesterlauf in Trier zählt da nicht. Der läuft außer Konkurrenz. Ein eigenes Happening.
Den offiziellen Bericht und viele tolle Bilder von Holger Teusch gibt es im Laufportal des Trierischen Volksfreunds
(Und jetzt habe ich auch die vielen Rechtschreibfehler korrigiert, sorry)